Die Mauracher-Orgel (1815/16)

Tiroler Orgel in barockem Gewand

Die Orgel in der Marienkirche (Kirche zur Rosenkranz-Muttergottes) ist ein wertvolles Opus der Orgelbauer Andreas und Karl Mauracher aus Fügen im Zillertal (Tirol - A). Der Vertrag zur Errichtung dieses Meisterwerks wurde am 25. Juni 1815 zwischen dem damaligen Kirchenprobst von Auer, Joseph Staffler, und den Orgelbauern unterzeichnet. Fast ein Jahr später, am 18. Februar 1816, wurde der Vertrag zur Anfertigung des Orgelgehäuses mit dem Tischlermeister Franz Trettel aus dem Fleimstal unterzeichnet. Dieser Vertrag, der noch im Pfarrarchiv erhalten ist, war für die Restaurierungsarbeiten im Jahr 2005 eine große Hilfe, da er das genaue Aussehen der Orgel beschreibt. Demnach ist der Orgelkasten

"Alabasterweiß, mitunter etwas marmoriert und auch etwas fein vergoldet"

 

Nachdem die Orgel am Rosenkranzsonntag des Jahres 1816 festlich geweiht wurde, mussten die Orgelbauer Mauracher in den Jahren, 1820 und 1824,  noch einige kleine Mängel beheben und die Orgel nachstimmen. 1837 legte auch der Orgelbauer Giovanni Pansieri aus Bergamo (I) seine Hand am Werk an.

Im Jahre 1850, als im Westteil der Kirche eine zweite Empore eingezogen wurde, musste die Orgel bereits wieder abgebaut werden und auf diese, höhere Empore, versetzt werden. Im weiteren Verlauf der Jahre, um 1870, brachte der Orgelbauer Josef Sies aus Bozen (I) entscheidende Veränderungen an der Orgel an. So wurden das Manual und das Pedal erweitert. Er baute mehrere, ganz neue, passende Register ein, durch welche die Orgel eine "auffallende Tonfülle, welche mit wunderbarer Macht und Kraft die Räume der Kirche durchströmt" erhielt. Josef Sies hatte somit der einstigen Mauracher-Orgel von 1815/16 seinen Stempel aufgedrückt und das Instrument zu einer charakteristischen Sies-Orgel gemacht.

1928 hat Orgelbauer Johann Platzgummer aus Naturns (I) die Orgel in der Marienkriche gereinigt, repariert und zudem wurden drei, pneumatisch bespielbare, Register eingebaut. Im Zuge dieser Umbauarbeiten wurde auch die verkürzte Oktave entfernt und eine neue Klaviatur (C-g³) eingebaut. 1964 hat der Bozner Orgelbauer Leopold Stadelmann die Orgel ein erneut gereinigt und nachgestimmt. Stadelmann baute auch den elektrischen Gebläsemotor ein.

2004/05 wurde die Orgel, aufgrund ihres prekären Zustandes, vor dem Abriss gerettet und man entschied sich für eine Rückrestaurierung auf den Originalzustand vom Jahr 1815/16, so wie sie Vater und Sohn Mauracher geplant hatten.

Zwischen sechs infrage kommenden Orgelbauern, erging der Auftrag an Martin Vier aus Friesenheim-Oberweiler (D), der das Instrument abbaute und fachgerecht restaurierte. Die drei Register von Johann Platzgummer (1928) wurden entfernt und das alte Pfeifenmaterial zur Gänze wieder verwendet. Die "Sies-Pfeifen" aus dem Jahr 1870 behielt man bei und fehlendes Pfeifenmaterial wurde ergänzt. Das Manual sowie das Pedal wurden auch auf den ursprünglichen Umfang zurückgeführt  und somit die kurze Oktave wieder eingebaut.

Das Gehäuse gestaltete die Firma Kaiser und Wolf aus Toblach (I).

Zuletzt wurde das Instrument im Herbst 2014 von Orgelbauer Oswald Kaufmann aus Deutschnofen (I) gestimmt und einige kleinere Mängel wurden behoben, bzw. regelmäßig gewartet.


Disposition

Manual

CFDGEA-g³, 52 Tasten, 52 Töne

Bourdon 16' (ab c)

Principal 8'

Gamba 8'

Flöte 8'

Octav 4'

Flöte 4'

Quint 2 2/3'

Superoctav 2'

Cornet 2fach

Mixtur 4-3fach

 

Pedal

CFDGEABHcCisdDisefFisgGisa, 18 Tasten, 18 Töne

Subbaß 16'

Octavbaß 8'

Posaune 8'

 

Spielhilfen

Koppel: Man-P (Zug)